Zur Vorbereitung der ENERGIE.CROSS.MEDIAL 2024 sprach Johann Terres, Praktikant im Forum Für Zukunftsenergien e.V., mit Dr. Klaus Ulrich Hachmeier, Vice President Government Affairs bei CIP – Copenhagen Infrastructure Partners.
Johann Terres: Ihr Haus, die Copenhagen Infrastructure Partners versteht sich als globalen Leader bei Investitionen in Erneuerbare Energien und somit in die Energiewende. Würden Sie kurz die Geschäftsaktivitäten der CIP und Ihre Rolle beschreiben?
Dr. Klaus Hachmeier: Copenhagen Infrastructure Partners (CIP) wurde 2012 gegründet und ist heute einer der weltweit größten Fondsmanager für Greenfield-Investitionen in erneuerbare Energien und ein weltweit führender Anbieter von Offshore-Windkraftanlagen. CIP-Fonds konzentrieren sich auf Investitionen in den Bereichen Offshore- und Onshore-Windenergie, Solarenergie, Biomasse, Stromnetze, Batteriespeicher, Geothermie und Power-to-X. Aktuell verwaltet CIP 12 Fonds, die insgesamt 28 Mrd. Euro von über 160 institutionellen Investoren investiert haben. Bis 2030 wollen wir unser Anlagevolumen auf 100 Mrd. Euro erhöhen, damit unsere Aktivitäten vervierfachen, auch in Deutschland!
Zuletzt haben wir mit dem „Growth Market Fund II“ im Dezember 2023 einen Fonds aufgelegt, der sich auf Investitionen in stark wachsenden Entwicklungs- und Schwellenländern konzentriert; ein weiterer Fonds mit Fokus auf Stromnetze und -infrastruktur ist in Planung. Im Übrigen kommen etwa 20% unserer Investoren aus Deutschland. Wir mobilisieren also auch in hohem Maße privates Kapital aus Deutschland für die nationale und die internationale Energiewende.
Johann Terres: Auf der ENERGIE.CROSS.MEDIAL 2024 werden Sie in Session 5 zum Thema: „Private Equity für die Energiewende – Welche Rahmensetzungen sind von Nöten?“ sprechen. Wie bewerten Sie bzw. Ihr Haus die Investitionslandschaft für Erneuerbare Energien in Deutschland?
Dr. Klaus Hachmeier: Deutschland befindet sich momentan in einer besonders spannenden und entscheidenden Phase der Energiewende. Zum einen hat die Politik konkrete Ausbaupläne und Projekte vorgegeben, etwa durch die Ausbauziele im EEG, in der nationalen Wasserstoffstrategie und in der angekündigten Kraftwerksstrategie.
Diese Pläne müssen nun umgesetzt und finanziert werden. Einzelne Studien wie etwa vom BDEW veranschlagen die Kosten der Energiewende auf 600 Mrd. Euro, nur bis 2030. Die Finanzierung einer solchen hohen Summe muss in großen Teilen durch privates Kapital erfolgen, anders kann die Energiewende nicht realisiert werden. Ich glaube, dass wir in der Diskussion, wie private Investitionen verstärkt in Energieprojekte gelenkt werden können, noch ganz am Anfang stehen.
Johann Terres: Welche regulatorischen Veränderungen braucht es, um Investitionen in die Energieinfrastruktur Deutschlands attraktiver zu machen?
Dr. Klaus Hachmeier: Zunächst einmal: Hier muss sicherlich breit gedacht werden. Energiewende-Investoren sind schließlich neben der öffentlichen Hand auch Energieunternehmen, Pensionskassen und Versicherungen und Bürgerinnen und Bürger. Investitionsanreize können beispielsweise durch verbesserte Finanzierungsinstrumente, beispielsweise Garantien oder Mischfinanzierungen, oder fiskalische Maßnahmen erfolgen.
Eine aus unserer Sicht wesentliche regulatorische Änderung, um Investitionen in Energieinfrastruktur in Deutschland attraktiver zu gestalten, ist die Reduzierung der sehr hohen Eigenkapitalerfordernisse für Investitionen. Eine Absenkung dieser Vorgabe könnte mit einem Schlag erhebliche Investitionen für den Energiesektor freisetzen.
Johann Terres: Auf der EXM24 werden Sie über die Finanzierung von Energieinseln, Interkonnektoren und H2-Pipelines als Investitionsmöglichkeiten in Energieinfrastruktur sprechen. Warum erscheint, ein solches Investment attraktiv für privatwirtschaftliche Anleger?
Dr. Klaus Hachmeier: CIP verfügt über die Ressourcen und die Expertise, derartig hochkomplexe und kapitalintensive Projekte von der Projektentwicklung bis zur Inbetriebnahme und darüber hinaus zu begleiten – und diese als attraktive Anlageobjekte zu strukturieren. Gleichzeitig bedienen wir damit die Nachfrage unserer Kapitalgeber, die einen langfristigen Anlagehorizont haben und sehr hohe Beträge investieren wollen. Die erst kürzlich (im Januar 2024) erfolgte Gründung der „CEI“ (Copenhagen Energy Islands), einer eigenen Projektgesellschaft zum Bau mehrerer Energieinseln, ist ein gutes Beispiel hierfür: Gesellschafter sind – neben CIP – Anleger aus Europa und Nordamerika, die langfristig solche Energieinseln umsetzen wollen. Auch in der deutschen Nordsee wollen wir Energieinseln bauen.
Johann Terres: Können Sie uns ein erfolgreiches Beispiel Ihres Hauses nennen?
Dr. Klaus Hachmeier: Um einige Beispiele erfolgreicher Projekte aus den letzten Monaten zu nennen: Im November hat CIP mit dem Bau des bislang größten Windparks in Kanada, Buffalo Plains, begonnen, im Dezember erfolgte der Spatenstich für einen 1GW-Batteriespeicher im schottischen Coalburn. Und im Januar konnte CIP die Inbetriebnahme der ersten Anlagen aus dem Offshore-Windpark Vineyard I (800 MW) in den USA melden – eines der ersten Offshore-Projekte der USA. Diese Beispiele zeigen die Dynamik, mit welcher wir im Unternehmen Projekte umsetzen – und welche die Dynamik der globalen Energiewende widerspiegelt.
Johann Terres: Vielen Dank für das Gespräch und die spannenden Insights. Ich freue mich ganz besonders auf die Session 5 am 6. März rund um Finanzierungsfragen der Energiewende!