Zeitenwende in der europäischen und nationalen Energie- und Klimaschutzpolitik
ENERGIE.CROSS. MEDIAL hatte im März 2020 als neues branchenübergreifendes Konferenzformat seine erfolgreiche Premiere und konnte auch in der Pandemie als hybride Veranstaltung realisiert werden. In diesem Jahr wurde sie von Kadri Simson, EU-Kommissarin für Energie und Dr. Siegfried Rußwurm, Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie, eröffnet. Von Dr. Annette Nietfeld, Geschäftsführerin der EFO Energieforum GmbH und des Forum für Zukunftsenergien e. V., wollten wir wissen, was die Teilnehmer 2023 erwartet.
Frau Dr. Nietfeld, Konferenzformate für die energiewirtschaftlichen Themen gibt es ja etliche. Was ist das Alleinstellungsmerkmal von ENERGIE.CROSS.MEDIAL?
ENERGIE.CROSS.MEDIAL zeichnet sich dadurch aus, dass allen von der Energiewende betroffenen Branchen ein Angebot zum Austausch über die verschiedenen Themen gemacht wird. Beispielhaft seien die Immobilienbranche, der Mobilitätssektor, die Strom- und Netzwirtschaft sowie der Einzelhandel genannt.
Frau Dr. Nietfeld, ENERGIE.CROSS. MEDIAL 2023 dauert knapp zwei Tage, es gibt Plenarthemen und parallele Themensessions. Lassen Sie uns zunächst wissen, welche Themen im Eröffnungsplenum behandelt werden sollen, und dann kommen wir noch auf Sessions zu sprechen.
Im Eröffnungsplenum wollen wir die gesamtgesellschaftlich zentrale Frage nach den Perspektiven für die Zeit nach dem Krieg behandeln. Der Angriff auf die Ukraine und die damit verbundenen Folgen für Europa. bezüglich der sicheren und bezahlbaren Energieversorgung haben die EU und die Nationalstaaten dazu veranlasst, massiv in die Märkte einzugreifen. Deshalb wird im Eröffnungsplenum der Frage erörtert, wie unsere Wettbewerbsordnung zukünftig nach der kriegsbedingten Krise aussehen sollte. Wir haben dafür bereits den Präsidenten der Monopolkommission, Prof. Dr. Kühling, und Dr. Harald Schwager, stellvertretender Vorstandsvorsitzender Evonik, gewinnen können
Welche Themen werden darüber hinaus im Plenum behandelt?
Wir werden uns im Plenum ferner mit der Frage nach den Kriterien für die Finanzierung des künftigen Energieversorgungssystems, mit den energiepolitischen Schwerpunkten der EU-Kommission bis zur Europawahl 2024 und den Rohstoffthemen befassen.
Frau Dr. Nietfeld, die Rohstoffproblematik ist selten im Rahmen vergleichbarer Formate zu finden. Warum räumen Sie ihr einen prominenten Platz im Plenum ein?
Ja, das stimmt, Rohstoffthemen sind nicht oft vertreten. Dabei stehen die Rohstoffe am Beginn jeder Wertschöpfungskette. Die Energiewende und Perspektiven für die Zeit nach dem Krieg wird es ohne Rohstoffimporte nicht geben. Wie komplex die Zusammenhänge und Abhängigkeiten sind, wollen wir verdeutlichen.
Frau Dr. Nietfeld: Sie wollen auch Finanzierungsthemen im Plenum diskutieren. Was planen Sie genau?
Ohne die notwendigen Rahmenbedingungen für die Finanzierung von Innovationen, Infrastrukturen und EE-Projekten werden wir weder die Energiewende noch den Klimaschutz bewerkstelligen. Deshalb gebührt der Finanzierung der künftigen Energieversorgung ein besonderes Augenmerk. Es sollen die von der europäischen und nationalen Politik gesteckten Rahmenbedingungen aufgezeigt und kritisch hinterfragt werden. Wir wollen außerdem beispielhaft innovative Finanzierungsinstrumente vorstellen und darüber sprechen, inwiefern Anleger daran interessiert sind sich in diesen Felden zu engagieren.
Was erwartet uns in den Sessions?
Der Immobiliensektor hat schwer mit der politisch gesetzten Reduktion von C02-Emissionen zu kämpfen. Für den Gebäudebestand bestehen diesbezüglich andere Herausforderungen als für neue Quartiere. Deshalb freut es mich sehr, dass wir für beide Situationen jeweils eine Session anbieten können. Mit Blick auf den Bestand werden wir uns mit dem Seriellen Sanieren befassen und bezüglich neuer Quartiere werden wir vor Augen geführt bekommen, inwiefern die Digitalisierung der Infrastrukturen geeignet ist, Abläufe und Prozesse der Versorgung z. B. mit Strom und Wärme zu optimieren. Die Industrie arbeitet an Blaupausen für die Digitalisierung der Infrastrukturen; aber nicht nur dies, sie arbeitet auch an der digitalen Stadtplanung. Das Stichwort an dieser Stelle lautet: Digitaler Zwilling. Und auch Mobilitäts- und Netzthemen haben ihre eigene Session.
Frau Dr. Nietfeld, auf welche Mitwirkende und Teilnehmer dürfen wir gespannt sein? Immerhin zeichnet sich eine solche Konferenz auch dadurch aus, dass sie die Gelegenheit für das Networking bietet.
Politiker, Vertreter der Bundesministerien und Kabinettsmitglieder, Unternehmens- und Verbandsvertreter sowie Vertreter von NGOs werden auf dem Podium aktiv und auch im Auditorium vertreten sein.
Vielen Dank für das Gespräch.
Erschienen im Dezember 2022