Interview mit Dr. Lauber (MAN Energy Solutions SE)
Dr. Annette Nietfeld im Gespräch mit Dr. Uwe Lauber
Dr. Annette Nietfeld: Herr Dr. Lauber: Was erwarten Sie sich bzw. der VDMA von dem neuen Veranstaltungsformat „ENERGIE.CROSS.MEDIAL“?
Dr. Uwe Lauber: Mit ENERGIE.CROSS.MEDIAL wird der Versuch unternommen, über Branchengrenzen hinweg zu den Themen des Klimaschutzes, der Versorgungssicherheit und neuen Geschäftsmodellen zu diskutieren. Es werden Vertreter der Politik, der Wissenschaft, verschiedener Industrien und Sektoren sowie der NGO´s dabei sein. Ich erwarte also im Rahmen dieser Konferenz neue interessante Ansätze zu den verschiedenen Themen und zudem die Gelegenheit, die Erwartungen des Maschinen- und Anlagenbaus an Regulierung und Politik erläutern zu können.
Dr. Annette Nietfeld: Beim VDMA wurde eine neue Plattform „Power-to-X for Applications“ gegründet, Sie sind der Vorsitzende dieser Einheit. Was hat den VDMA dazu bewogen?
Dr. Uwe Lauber: Mit der Gründung verfolgte der VDMA das Ziel, einerseits der großen Zahl interessierter bzw. betroffener Mitgliedsunternehmen eine Plattform für ein zentrales Zukunftsthema des Maschinenbaus zu bieten. Andererseits ging es aber auch darum, eng mit anderen Branchen und Verbänden zusammenzuarbeiten, etwa der Automobil- und Mineralölwirtschaft, die ebenso interessiert an dem Thema P2X sind. Seit der Gründung im Dezember 2018 mit rund 50 Mitgliedern sind wir bereits auf knapp 100 Firmen gewachsen, das zeigt den Erfolg der Initiative.
Dr. Annette Nietfeld: P2X – Technologien für den Export von Klimaschutz, darin sieht der Maschinen- und Anlagenbau ein attraktives Geschäftsmodell. Was ist für den Erfolg des deutschen Anlagenbaus auf internationaler Ebene entscheidend?
Dr. Uwe Lauber: Für den Erfolg des deutschen Anlagenbaus ist die deutsche Technologieführerschaft für P2X-Anlagen entscheidend – dazu muss insbesondere ein starker Heimatmarkt etabliert werden. Nur dadurch wird es gelingen, sowohl das Potential der Technologie als auch die Qualität unserer Anlagen vorzuführen und ausländische Investoren zu ermuntern, bei uns einzukaufen.
Dr. Annette Nietfeld: Sehen Sie bezüglich grüner Technologien einen großen Wettbewerbsdruck für deutsche Unternehmen?
Dr. Uwe Lauber: Die Möglichkeiten der CO2-Reduktion, die mit dem vielfältigen Einsatz von Wasserstoff in den verschiedensten Branchen verbunden sind, werden natürlich inzwischen weltweit gesehen und gerade unsere europäischen Nachbarn sind auf diesem Gebiet auch sehr aktiv. Deshalb kommt es darauf an, dass die z. Z. erarbeitete nationale Wasserstoffstrategie der Bundesregierung zügig umgesetzt wird und ein Markt geschaffen wird, der eine industrielle Skalierung der Technologie und damit eine Lernkurve für die Technologieanbieter mit sich bringt. Sind wir zu langsam werden andere Länder uns überholen.
Dr. Annette Nietfeld: Wie kann ein starker Heimatmarkt entstehen?
Dr. Uwe Lauber: Die Maschinen- und Anlagenbauer sehen große industriepolitische Chancen in der P2X-Technologie. Ein starker Heimatmarkt trägt dazu bei, die Technologien weiter zu entwickeln, neue Wertschöpfungsketten im Bereich Wasserstoff aufzubauen, sich so auch für den Export fit zu machen und Arbeitsplätze im Land zu erhalten bzw. aufzubauen. Damit sich ein Markt entwickeln kann, ist ein Level-Playing Field in den regulatorischen Rahmenbedingungen zentral. Sollte es in dieser Legislaturperiode nicht mehr gelingen die regulatorischen Rahmenbedingungen zu ändern, sollte schnell ein Markteinführungsprogramm geschaffen werden. Dies sollte beihilfekonform, zeitlich gegrenzt und degressiv ausgestaltet sein sowie Mitnahmeeffekte vermeiden und regelmäßig überprüft werden.
Dr. Annette Nietfeld: Vielen Dank für das Interview.